Nach einem 4.600 Punkte Absturz im DAX innerhalb von weniger als einem Monat, stellen uns viele unserer Kunden und Nichtkunden die Frage: “Wie tief fällt der DAX denn noch?”. Nun, im Prinzip und rein theoretisch könnte der DAX auf 0 (null) fallen……… ok, der kleine “Schocker” war jetzt nur um Ihre Aufmerksamkeit zu erhöhen. 🙂
Die Frage, wo ein möglicher Boden im DAX gefunden werden kann, ist nicht einfach zu beantworten und natürlich wäre es vermessen zu sagen, dass bei einem Stand von xy Punkten der deutsche Leitindex sein Tief markiert. Man kann als Investor jedoch einen Blick zurückwerfen und versuchen, vergleichbare Krisen und Muster in den Bewegungen der Aktienmärkte zu erkennen und anhand von Kennzahlen zu analysieren. Auch das Handelsblatt hat sich dieser Sache angenommen und einen interessanten (kostenpflichtigen!) Artikel dazu verfasst. Dabei wurden Experten gefragt, bis wohin der Aktienmarkt in einer Rezession fallen kann. Dieser Artikel, deckt sich mit unserer Einschätzung, dass bereits viel von den negativen Nachrichten eingepreist ist. Der Boden ist aber möglicherweise immer noch nicht erreicht.
Überraschend kommt der Crash für uns und unsere Kunden, welche wir immer in unserer Kommunikation auf dem laufen halten, jedoch nicht. Bereits in unserem Jahresausblick für 2020 hatten wir im DAX die Marke von 14.000 Punkten und im DOW Jones von 30.000 Punkten als Ziel genannt! Die jeweiligen Hochs befanden sich nur knapp darunter. “Präzisionsarbeit” kann man das nennen. 🙂
Ebenso verwiesen wir hier immer auf die wichtige Marke von 11.200 Punkten. Solange diese Marke nicht unterschritten wird, so hieß es, ist der Aufwärtstrend intakt. Nach Bruch dieser Marke, überrascht es wenig, dass der DAX in den Keller gerauscht ist. Was aber (selbst uns) überrascht hat, ist die Geschwindigkeit des Ausverkaufs. Wie man der Grafik entnehmen kann, hat es in den letzten Jahrzehnten so einen schnellen Abverkauf (10% vom Hoch) innerhalb 6 Tagen im amerikanischen Leitindex S&P500 gegeben, wie im Jahr 2020:
Blicken wir nach vorne:
Der Corona-Virus hat enormen Schaden verursacht. Nicht nur menschliche Tragödien, sondern vor allem wirtschaftlich hinterlässt die Pandemie ihre Spuren. Selbst Bemühungen der Notenbanken helfen aktuell wenig, Anleger dazu zu bringen Aktien zu kaufen bzw. Aktien in ihrem Portfolio zu halten. Dabei sind es vor allem institutionelle Anleger (Fonds, Pensionskassen etc.), welche gezwungen sind, aufgrund von Risikobudgets Aktien aus den Depots zu werfen. Selbst der sichere Hafen “Gold” kommt unter die Räder, da aufgrund der brutalen und schnellen Abwärtsbewegung, Margin-Calls aufgerufen und auch Carry-Trades in der Währung USD/YEN aufgelöst werden müssen.
Kurzum: Alles,
was zu Geld gemacht werden kann,
wird verkauft.
Die Risiken die aktuell vorhanden sind, sollte man als Anleger nicht unterschätzen.
Grundsätzlich sorgt die Pandemie aktuell dafür, dass das gesellschaftliche Leben sowie der Konsum still steht. Das bedeutet enorme Ausfälle für ganze Industriezweige und Lieferketten innerhalb der Industrie. Pikanterweise, ist die Belastung branchenübergreifend.
So gut wie kein Wirtschaftszweig bleibt direkt oder indirekt verschont. Durch den Streit innerhalb der OPEC und dem Ölpreisverfall, wurde ein zusätzlicher Brandherd entfacht. Viele Unternehmen aus der Ölbranche, leiden unter dem aktuellen Ölpreis der unter den Produktionskosten liegt. Insolvenzen sollten also speziell in dieser Branche nicht überraschen, sollte der Ölpreis weiter so niedrig bleiben. Auch Schwellenländer geraten unter Druck. Durch die Panik an den Märkten, flüchten die Anleger reihenweise aus Anleihen und Währungen dieser Staaten. Das erzeugt einen zusätzlichen Verfall der Währung und die Kredite (welche in US-Dollar laufen) werden teurer.
Liest man o.g. Aspekte, ist es nahezu unvorstellbar, dass es überhaupt wieder steigt.
Allerdings, betrachten wir die Sache emotionslos, liegt aktuell einer der besten Möglichkeiten für Investoren vor wie schon lange nicht mehr! Beispielsweise verloren die Börsen am “schwarzen Montag” Ende der 80er Jahre mehr als 25% an Wert, nur um Monate später wieder auf dem selben Stand zu stehen und anschließend noch höher. Wer nun erst spät oder zu hohen Kursen jenseits der 13.000 im DAX eingestiegen ist und sich als Pechvogel fühlt, dem empfehlen wir dringend unseren Artikel zu lesen, in dem es nachweislich an der Börse kein falsches Timing gibt, nur den falschen Zeitraum! Ebenso ist es immer eine Frage der Verteilung des Vermögens. Keine Aktien zu besitzen ist genauso falsch wie alles in Aktien zu investieren.
Fakt ist, dass der Markt nun im Jahr 2020 bereits 33% verloren hat. Es ist nicht ausgeschlossen, dass noch eine Schippe draufgelegt wird. Kursziele zwischen 7.500 und 8.150 sind bei der aktuellen Dynamik der Abwärtsbewegung nicht auszuschließen ebenso wenig wie eine zwischenzeitliche Aufwärtsbewegung in den Bereich zurück zur 11.200 und höher. Sollte ein Medikament gegen das Virus gefunden werden, wäre eine V-Erholung bzw. 180 Grad Wende mehr als wahrscheinlich. Anleger, die bereits im Markt investiert sind und einen langen Anlagehorizont haben, sehen zwar schmerzlich ihre bisherigen Buchgewinne dahinschmelzen, lehnen sich aber zurück und besinnen sich darauf, dass sie Qualitätsaktien im Depot haben. Wer jetzt nämlich die Nerven verliert, der verliert. Auf der anderen Seite, für bisherige Nicht-Investoren, bietet dieser Crash die Möglichkeit sich langfristig zu positionieren. Die Wahrscheinlichkeit, in 5 bis 10 Jahren, höhere Kurse als heute am Markt zu sehen, ist statistisch gesehen um ein vielfaches größer als einen Verlust zu erleiden.
Der große J.P. Morgan (Gründer der gleichnamigen US-Bank) sagte mal: “Bei einem Crash gehen Aktien an ihre rechtmäßigen besitzer zurück.”
Bedeutet: Nur wenn Sie die Nerven und Geduld haben, solche Phasen zu ertragen und “auszusitzen” ohne in Panik zu verfallen und komplett ihr Portfolio zu eliminieren, sind Sie richtig an der Börse. Ansonsten ist nur das Sparbuch mit 0% Verzinsung die einzige vertretbare Option.