Jeden Tag Statistiken über Todesopfer, Neu-Infizierte, Bilder, die kriegsähnlichen Zustände vermuten lassen. Corona ist überall, weltweit und

Corona infiziert nicht nur den Körper
sondern auch die Köpfe.

Corona hat bereits alle infiziert. Es wird eine Welt nach Corona geben, dasl ist sicher. Die Frage ist: Wie wird die Welt danach wohl aussehen? Diese Frage treibt viele umher.. Das ist normal, denn Veränderungen scheut man meistens. Doch sollten wir  Angst haben?

Wie oft haben wir in der Welt vor Corona gejammert: Immer schneller, immer weiter, immer mehr.
Jeder wusste, dass die Party irgendwann ein Ende haben muss, aber Geld wurde zur Antwort für vieles.
Das kapitalistische System regiert(e) bis hin in die Schlafzimmer unserer Gesellschaft hinein. Wir hatten zwar Werte,  aber mehr auf dem Papier. Man möchte ja schließlich auch wert(voll) sein.
Greta hat uns ein wenig unser grünes Gewissen aufgerüttelt, führte zu einer stellenweisen gesellschaftlichen Spaltung, nicht wegen des Inhaltes, den Greta verkündete, sondern wegen der Art und Weise der Forderungen. Aber Corona konnte selbst Greta in ihre Schranken weisen, da Corona bei allen Schrecken, den das Virus verbreitet, eine positive Umweltbilanz aufweist. Man sieht den Meeresboden und die Fischlein in Venedig wieder. Die Menschen können in einigen Städten im asiatischen Raum wieder frei atmen. Da könnte man doch glatt auf den Gedanken kommen, dass die Natur nun ihr eigenes Antibiotika gefunden hat.

Doch nicht nur hier hat das Virus seine Spuren hinterlassen, sondern auch in unserer Gesellschaft zeigen sich spannende Entwicklungen. Menschen begegnen sich respektvoll, nehmen Abstand zueinander, ältere Menschen werden plötzlich wieder wahrgenommen. Die Abgehängten des Alltags erhalten eine noch nie dagewesene Aufmerksamkeit, ja sogar Fürsorge und Unterstützung. Im Supermarkt fährt man sich nicht mehr gegenseitig in die Füsse mit dem vorherschiebenden Einkaufswagen vor lauter „schnell schnell“, das nervige „Gegucke“ hat ein Ende, wenn jemand länger braucht bei der Begleichung seines Einkaufes. Ja es wird sogar erkannt, dass hinter der Kasse ein Mensch sitzt und einen wunderbaren Job macht. Selbst Müllmänner finden wieder ihre Wertung in unserem System. 

Da schau mal einer an: die Abgehängten, Vergessenen unserer Bildungsgesellschaft werden plötzlich zum wichtigsten Glied für einen weiteren friedlichen Fortbestand unserer aktuell vorherrschenden gesellschaftlichen Struktur. 

Wo wären wir ohne die Putzfrau, den Müllmann, den LKW-Fahrer, den Kassierer und den Regaleinräumer im Discounter… um hier nur ein paar vernachlässigte Berufsgruppen aufzuzählen. Und unsere so hoch gelobte entwickelte Bildungsgesellschaft macht gerade ihre größte Erfahrung: „Never forget the others.“ Alle Menschen in unserem selbst hervorgebrachten Gesellschaftssystem, basierend auf einem Spezialistentum verbunden mit  starker Arbeitsteilung haben Ihren eigenen Wert.

Jeder Gesellschaftsteilnehmer trägt mit seiner persönlichen Art und seinem Können zum Wohlstand unserer Gemeinschaft bei. Corona lehrt uns, dass unsere Gesellschaft in dem Ausmaß ihrer Spezialisierung und Arbeitsteilung ein neues bzw. überdachtes Wertesystem benötigt,

Wenn nach der Corona-Krise die Wertung sämtlicher Bildungs- und Berufsklassen neu überdacht werden sollte und erkannt wird, dass das schwächste Glied unser leistungs- und bildungsorientierten Gesellschaft im Zeitablauf mitunter zum stärksten Glied aufsteigt, dann hat Corona auch eine durchaus positive Seite.

Die Gesellschaft erkennt, dass Wachstum mehr ist, als diverse Zahlen in Bilanzen, Statistiken und Mehrungen auf Bankkonten, dass „menschliche Werte“ auch eine Form von Rendite sind. Neben all dem Tod, den das Virus bringt, bringt es vielleicht auch Genesung? Da fällt mir spontan eine Stelle aus dem Evangelium des Johannes ein (Joh 12,24): „Wenn das Weizenkorn nicht auf die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.“ (Joh 12,24). So wollen wir den unzähligen Opfern dieser Pandemie doch Rechnung tragen, ihnen Ehre erweisen und uns fragen, wie und über was wir uns in Zukunft definieren möchten? Wer sind wir und wer wollen wir wirklich sein?

Corona hat einen Preis, welchen es uns diktiert. Diesen Preis müssen wir nun mehr oder weniger bezahlen, das steht fest. Aber den Wert, welchen wir für den Preis erhalten, den dürfen wir selbst definieren. 

Ich bin gespannt…