Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie erhalten 100.000,- EUR aus einem Lottogewinn. Voraussetzung für die Auszahlung ist jedoch, dass Sie das Geld investieren müssen und Teilhaber an einem Unternehmen werden. Sie dürfen also den Gewinn nicht verjubeln

…die besten Pferde im Stall lassen und nie groß verkaufen – nur zwischendurch Gewinne mitnehmen um in neue gute Pferde zu investieren.

Nun schauen Sie sich 2 verschiedene Unternehmen an: 

Unternehmen 1 hat seit Jahren volle Auftragsbücher, ein solides Geschäftsmodell und ist grundsätzlich sehr gut kapitalisiert. Auch wirtschaftlich schwierige Zeiten hat die Firma gut überstanden. Der Aktienkurs dieser Firma steht am Allzeithoch beziehungsweise kurz davor.

Auf der anderen Seite, hat Unternehmen 2 die letzten Jahre sinkende Umsätze, niedrigeren Gewinn und auch sonst kommt das Unternehmen nicht wirklich auf die Beine. Hier hat sich der Aktienkurs seit dem Hoch halbiert. 

Für welches Unternehmen würden Sie sich entscheiden? Welche Aktie würden Sie kaufen? Wenn es Ihnen nicht völlig egal ist und man mit gesundem Menschenverstand überlegt, würde man in Unternehmen 1 investieren. Sprich in eine Firma, welche seit Jahren solide läuft und (wenn nicht etwas extrem aussergewöhnliches passiert) auch in Zukunft sich positiv entwickeln wird. Sie investieren also in Stärke

Das Problem in der Praxis ist jedoch die Psychologie des Anlegers. “Die Aktie steht bereits zu hoch”, “der Kurs ist überkauft”, “ich steig doch nicht genau im Hoch ein”. Typische Floskeln die von Privatanlegern oft verwendet werden.

Somit passiert es oft, dass in Titel investiert wird die vermeintlich “günstig” erscheinen nachdem der Aktienkurs sich die letzten Jahre stark negativ entwickelt hat. Das Geld landet also in Unternehmen 2, da der Kurs der Aktie ja billig ist. 

Genau hier begeht der Anleger meistens einen kapitalen Fehler. Nur weil ein Titel bereits 50% gefallen ist, bedeutet es nicht, dass dieser sich nochmal halbieren kann! Tritt dieser Fall ein, dann muss die Aktie 100% zulegen, damit der Investor wieder auf seinen Einstandskurs kommt. Ob das jemals passieren wird, steht in den Sternen und hat eine geringere Wahrscheinlichkeit, als es bei Unternehmen 1 der Fall sein wird, dass die Aktie der Firma weiter steigt. Hier hat man zwar vermeintlich “teuer” gekauft, die Chance später teurer zu verkaufen ist wesentlich höher.

Man muss sich also genau überlegen, wo investiert werden soll und nicht emotional sondern mit gesundem Menschenverstand handeln.