Jahresrückblick 2022

Es hat bereits Tradition, dass wir zwischen den Jahren einen Blick zurück auf das abgelaufene Börsenjahr werfen und die Entwicklung der Märkte zusammenfassen. Dies aufbauend im Abgleich auf unsere Erwartungen aus dem Jahresausblick, welcher stets im Archiv auf unserer Webseite ISM-Capital.de zu finden ist.

 

Ein Problem wird so lange ignoriert, bis es zum Problem wird

Bereits im letzten Jahr war die hohe Inflation ein Thema bei den Notenbanken. Die Nachwehen aus der COVID-Krise mit gestörten Lieferketten und anziehenden Preisen hatten die Zentralbanken zwar auf dem Schirm, wurden aber nur als „temporär“ eingestuft. Die FED reagierte als erstes (zwar etwas spät) auf die Entwicklung, nachdem sie bereits im Dezember 2021 angekündigt hatte, sowohl die Zinsen zu erhöhen als auch die Bilanz zu reduzieren. Mit der Aussage „Bilanz reduzieren“ ist gemeint, dass dem Markt Liquidität entzogen wird, nachdem ab März 2020 enorme Mengen an Geld eingeflossen sind. Die EZB sowie die Bank of England und die Schweizer Nationalbank zogen im Kurs mit und leiteten ebenso das Ende der Niedrigzinspolitik ein.

 

Vollbremsung und Kriegsauswirkungen

Zusätzlich zur bereits bestehenden hohen Inflationsrate, befeuerte der Krieg in der Ukraine die Rohstoffpreise, welche zusätzlich die Teuerung antrieb. Der Preis für Öl sowie Gas explodierte förmlich im März und erreichte seinen Zenit im Sommer. Beim Thema Rohstoffe waren ebenso Nahrungsmittel von Preissteigerungen betroffen. Das Umfeld der Zinsen verschärfte sich dadurch umso mehr. Ab Ostern zogen die Renditen für Anleihen und auch für Bauzinsen massiv an.
Das o.g. Problem kam nun auch real sowohl an den Märkten als auch beim Verbraucher an und zwang die Notenbanken, eine aggressive Rhetorik an den Tag zu legen, um ihre Glaubwürdigkeit zu bewahren. Allen voran die FED, welche durch ihre Maßnahmen den US-Dollar gegenüber den anderen Währungen massiv aufwerten ließ.

 

Viele Verlierer, wenig Gewinner

Durch die beiden „schwarzen Schwäne“, den Ausbruch des Krieges sowie massiv steigenden Zinsen, wurden die Märkte in Turbulenzen gebracht. Die größten Verlierer im Aktienbereich waren die Technologieaktien, welche in den letzten Jahren zu den größten Performancetreibern gehörten.
Wie stark und zum Teil überzogen die Abschläge in diesem Segment waren, sieht man am Beispiel von Aktien wie beispielsweise Microsoft, welches knapp -30 % in diesem Jahr verlor. Grundsätzlich waren Abschläge von knapp -50 % und mehr in diesem Jahr vor allem bei den Techs keine Seltenheit, was weiter unten in unserer Übersicht zu erkennen ist.
Das größte Massaker erlebten in diesem Jahr vor allem die Anleihen. Die ansonsten als Zufluchtsort für Kapital geltenden Wertpapiere wurden förmlich zerlegt und wiesen die größten Kursverluste aus wie die letzten 100 Jahre nicht mehr. Der andere „sichere Hafen“, Gold, konnte im ersten Quartal zwar glänzen, verlor aber aufs Jahr gesehen.
Die einzigen Gewinner in diesem Jahr waren, aufgrund des Krieges, vor allem der Bereich „Energie“ sowie Rüstung.

 

Negativrekorde überall 

Insgesamt kann man die Marktentwicklung zusammenfassen als ein Jahr der negativen Rekorde. Mit Ausnahme des schnellsten Crashs aller Zeiten, welcher aus dem Jahr 2020 stammt, hat auch 2022 kein Auge trocken gelassen. In der unten stehenden Übersicht kann man aus der Entwicklung entnehmen, wie stark der Abwärtsdruck an den Märkten war und jede Assetklasse Verluste produzierte. Verständlich, dass bei so einer Entwicklung Nervosität und Angst die dominierenden Emotionen im abgelaufenen Jahr waren, ähnlich wie 2020, mit der Ausnahme, dass die Märkte sich in diesem Jahr massiv volatil zeigten. Im demnächst erscheinenden Jahresausblick für 2023 werden wir präzise auf die möglichen zukünftigen Szenarien und unsere Erwartungen für die Märkte eingehen.

 

Übersicht Entwicklung YTD (Year to Date) Stand 23.12.2022

 

Aktienindizes

DAX (Deutschland) -12,2 %
STOXX50 (Europa) -11,2 %
DOW JONES (USA) -8,6 %
S&P500 (USA) -19,3 %
NASDAQ (USA) -32,9 %
NIKKEI (Japan) -8,4 %
HANG SENG (China) -16,2 %

Rohstoffe

Gold (USD) -1,2 %
Silber (USD) +3,5 %
Öl (Brent) +12 %
Gas (Henry Hub) +33 %
Kupfer (USD) -12 %

Anleihen

Deutschland -17 %
USA -5,9 %
Unternehmensanleihen (Welt) -15,7 %

Sektorenübersicht (US Aktien) / Quelle: finviz.com